Verlag als Brückenschlag und Anknüpfen eines Gesprächsfadens

»Ich möchte mit meinem Verlag eine Brücke zwischen recht unterschiedlichen Kräften guten Willens und guten Geschmacks schaffen. Eine filigrane, sich der Zeitumstände bewusste zeitgenössische Literatur existiert auch im deutschen Sprachraum, und an der gesellschaftlichen Basis der Intelligenzberufe kursieren humanistische, friedliche Vorstellungen von Zusammenleben und Gesellschaft.

Diese Impulse werden heute nicht gebündelt. Sie versanden. Der Funke sozialer Intelligenz verglüht. Ich bringe solche Werke und Forschungen nunmehr heraus und konzentriere mich in meinem Verlagsprogramm darauf. So wird der Verlag zur geistigen Heimat eines heute heimatlosen – gegenüber früher etwas breiteren, aber auch ärmeren – Bildungsbürgertums.«

Literatur ist bürgerlich

»Machen wir uns nichts vor: Literatur ist bürgerlich, und ich bin selbst bürgerlich. Literatur dient der Selbstverständigung Stärkerer, nicht Schwächerer, der Schwächeren unter den Stärkeren sozusagen. Unter diesen will ich alle sammeln, die guten Willens sind, sich in den bestehenden Verhältnissen nicht wiederfinden und sie zumindest etwas menschlicher gestalten wollen, ohne auf die unter ihnen herabzublicken. Es wäre schon eine Menge wert, wenn friedfertige Konservative Radikale nicht mehr aus der Beratung über eine gastfreundliche Gesellschaft ausschließen würden und umgekehrt.«

Die Realität und unsere Absichten ehrlich beschreiben

»Doch dazu müssen wir zunächst einmal die Realität ehrlich beschreiben und uns ehrlich über unsere eigene Lage und über unsere eigenen Absichten Rechenschaft ablegen. Es genügt nicht, einander anzuerkennen oder achtsam miteinander umzugehen. Wir sind viel zu wenige, um einander aus dem Weg zu gehen. Ich würde mich auch als Leserin (nicht nur als Intellektueller) besser fühlen, wenn ich Anderer Nachdenken über die Wirklichkeit und Anderer ernstzunehmende Selbstbefragung lesen könnte. Solche Bücher sind heute nicht auf dem Markt. Ich bringe sie heraus.«

Der Preis des Haders

»Vielleicht würden unterschiedliche Gesellschaftsauffassungen oder Geschmäcker lieber unter sich bleiben und nicht unsere Lebenswirklichkeit gemeinsam ehrlich beschreiben. Aber um welchen Preis? Wir leben ja nicht in Frieden Seite an Seite. Lassen wir uns weiterhin durch Parteienhader und Geschmacksfragen spalten, werden wir auch weiterhin in einer gewalttätigen Gesellschaft leben, verraten wir gerade die Gewaltunterworfenen und tagtäglich Verletzten, gerade auch die einst Verletzten in den eigenen Reihen. Wer nicht mit mir sammelt, zerstreut.«