Studium und Berufslaufbahn

»Ich habe um 1990 Geschichte und Philosophie in Trier und Bochum studiert und wurde 1996 über ein Thema aus der europäischen Zeitgeschichte promoviert. (Die Arbeit heißt: ‹Politische Union Europas 1956 bis 1963›.) Ein selbstständiges Vorhaben in der Gastronomie kam nicht zustande.

Danach habe ich gut 20 Jahre in Essen im telefonischen Direktvertrieb im Bürobedarf, insbesondere von Präsentationsartikeln gearbeitet. Ich habe dort noch als Student im Callcenter angefangen und mich mit den Jahren im Personalwesen und Projektmanagement hochgearbeitet.

Von dort nehme ich meine hohe Wertschätzung des Vertriebs mit und meine Liebe zu Druck und Papier, aber auch ein gerüttelt Maß an Projektmanagement. Noch heute möchte ich nur gut über die Firma sprechen, der ich so lange angehört habe.«

Verlagsgründung

»Mit 50 habe ich gekündigt, denn ich wollte nicht mein Leben lang ein Rädchen in einer Kapitalverwertungsmaschine sein, wenn auch ein mittelgroßes, gehörig mit Fett geschmiertes. Ich wollte in meinem Leben noch etwas Eigenes machen. Ich habe die Gelegenheit genutzt, mich ein weiteres Mal selbstständig zu machen. Diesmal galt ist! Diesmal ist es gelungen!

Ich habe den Verlag Angelika Gontadse organisiert und bin heute dessen Programmdirektor. (Ich bin zwar der Geschäftsführer, doch die Verlegerin ist eine jüngere Nebenpersönlichkeit von mir – Angelika Gontadse.) Seit jeher gehörte mein Herz der politischen und historischen Literatur, außerhalb der wohlgefügten Disziplinen gerade auch den ‹kritischen Wissenschaften›.

Seit 2004 habe ich mich auch in die deutsche und französische schöne Literatur verliebt (hatte sie zuvor für ‹Weiberkram› gehalten; ‹echte Kerle› lesen ‹harte Fakten›). Doch nun ist die Verlegerin eine Frau, und der Verlag konzentriert sich ausdrücklich auf weibliche Federn und weibliche Themen. Es war ein langer Weg bis hierhin, aber er hat sich gelohnt.«

Philosophische Überzeugungen und politische Grundsätze

»Meine Passion: die Unterdrückten und die Befreiung. Dabei gehöre ich nicht zu den Unterdrückten, und auch die Befreiung ist für mich immer leicht gewesen. Nun, das ist eben individueller Klassenverrat – oder Philanthropie. Ich möchte wissen, wie die Schwächeren und die Schwächsten wirklich leben.

Ihre Lebensumstände werden in der bürgerlichen Öffentlichkeit, in einer glitzernden Medienwelt ausgeblendet, vermutlich sogar verachtet. Daraus folgt sogleich die nächste Frage: Wie können sie sich ein Leben in Würde verschaffen, und wie würde es aussehen, denn es wäre vielleicht nicht nur eine billige Kopie eines Scheinlebens, das heute als wohlanständig gilt.

Kurzum: Ich bin noch immer ein radikaler Linker, auch wenn ich die heutige deutsche Linke, auch die radikale Linke verachte und nicht für reformierbar halte. Ich fühle mich in einer scheinheiligen Gesellschaft nicht wohl und suche immer noch nach dem richtigen Leben im falschen, auch wenn ich weiß, dass ich mit meinen Büchern nur eine bürgerliche Öffentlichkeit erreiche.

Aber bevor wir erneut daran denken können, die Welt zu verändern, müssen wir erst einmal wieder beginnen, sie verschieden zu interpretieren. Das ist in einer Mediengesellschaft längst aus der Mode gekommen und wird heute hier und da wohl nur auf verächtliche gekräuselte Lippen treffen. Hier ist in den letzten 40 Jahren viel Porzellan zerschlagen worden. Unsere soziale Welt wird kaum noch irgendwo erklärt. Sie ist aber nicht sinnlos, schon gar nicht unveränderlich.Darauf einen Verlag! Bücher können uns die Augen öffnen, wie alles zusammenhängt.«